Geile Meile Frank Göhre Interview Lounge Kerstin Carlstedt„Ich bin eigentlich gar kein Krimiautor“, so überrascht der zweifache Träger des Deutschen Krimipreises ein Grüppchen geneigter LeserInnen beim „Interview Lounge“-Stelldichein. Gemeint ist, dass Frank Göhres Prosa das Krimi-Genre im engeren Sinn mit seinen Zutaten wie Leiche und Kommissar sprengt. Und zweifellos zeigen seine Romane, wie nützlich es ist, wenn ein Autor über etwas schreibt, das er gut kennt und sorgfältig recherchiert hat. So ist Göhres Hamburger Kiez-Personal immer wahrhaftig und die Sprache, die er Zuhältern, Prostituierten und Freiern in den Mund legt, besonders glaubwürdig. Für unser neues Format „Meet&Greet Autoren“ haben wir den Lieblingsautor der St. Pauli-Halbwelt zu Sechst ins Kreuzverhör genommen.

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Verlagstext: Göhre schreibt wie Hitchcock filmt. Die ewige Gier nach Macht, Geld und Sex das ist es, was die kleinen und die großen Kriminellen auf St. Pauli antreibt. Hauptkommissar Jörg Fedder wird in seinen Fällen tief in die Hamburger Unterwelt verstrickt. Recht und Gerechtigkeit sucht er hier vergebens … Mit messerscharfer Beobachtungsgabe, einzigartiger Erzählkunst und einem atemberaubenden Tempo entführt Frank Göhre hinter die Kulissen des Rotlichtmilieus. Es bleibt die Erkenntnis, dass Gut und Böse auf dem Kiez dicht beieinanderliegen. Der Sammelband Geile Meile umfasst die Romane: Zappas letzter Hit und St. Pauli Nacht, die zwei Erzählungen: Rentner in Rot und Der letzte Freier sowie Es war einmal St. Pauli.

Frank Göhre: Geile Meile. Sammelband. Pendragon 2013. 512 Seiten. 14,99 Euro.

hot stuff, frank göhre, culturbooks, interview lounge, culturmagVerlagstext: „Hot stuff – can’t get enough“ – Ein alter Song ertönt, ein Track auf einer verstaubten CD-Box, seit Jahren im Regal, ein Live-Mitschnitt, ein Zeitsprung, zurück in die Siebziger, bewegte Bilder, flackernd und voller Sprünge, ein Film läuft ab, ein Film in Worten: „Hot Stuff“.

Es ist eine Reise nach Rom und weiter nach New York und Washington, D. C. Sie führt zu den Straßengangs aus den Vorstädten, zu den bad guys, die an das große Geld und an die Macht wollen. Und es geht zurück auf den Kontinent, nach Yorkshire, wo es ständig regnet und in den nasskalten Nächten ein Killer seine Opfer sucht. Auch anderswo wird brutal gemordet und zumeist geht es dabei um „Sister Morphine“ und „Cousin Cocaine“. Vier groß angelegte Romanzyklen erzählen davon.

Frank Göhre zitiert und rafft Romane von Giancarlo De Cataldo, David Peace, George P. Pelecanos und Don Winslow. Er ergänzt sie assoziativ mit Passagen aus Filmen und „Love You Live“, dem dritten Livealbum der Rolling Stones, mit Ausschnitten aus populären Songs, Texten von u. a. Thomas Adcock, Keith Richards, innovativen Reportagen, aus den Archiven politischer Intrigen. So entsteht das Porträt einer (Gegen-)Gesellschaft im Zeichen der Sucht, der Gier nach Reichtum und Macht – „Hot Stuff“ also. Ein Film in Worten. Mit einem Nachwort von Thomas Wörtche.

„In New York ist es in diesem Jahr einer dieser Es-ist-nicht-die-Hitze-es-ist-die-Feuchtigkeit-Nachmittage, und zwei junge Iren sitzen in einem Pub an der 47th Street, Ecke 12th und trinken Bier. Es ist der Stadtbezirk Hell’s Kitchen. (…) Ein hünenhafter Schutzgeldeintreiber kommt in den Pub und will einem der Jungs ins Maul pissen. Aber der andere ist schneller. Er zieht eine 22er unterm Hemd vor und schießt dem Drecksack zwei Löcher in die Stirn.“

Frank Göhre: Hot Stuff. Culturbooks 2013. 85 Seiten. 4,99 Euro.

Buch-Tipp von Frank Göhre: „Im Stein“ von Clemens Meyer

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