Eher kurz fiel das Interview mit Autorin Angelika Klüssendorf aus, was an der späten Stunde (kurz vor ihrer Lesung im Literaturhaus Hamburg) gelegen haben könnte, aber auch an dem unzureichenden Fragenkatalog, der für sie doppelt so viele Fragen hätte umfassen müssen. Denn so wie Klüssendorf schreibt – mit großer Präzision, nie weitschweifig, immer auf den Punkt formulierend – so spricht sie auch vor der Kamera. „Off the records“ gab es dann aber doch noch ganz viel zu erzählen. Die Wahl-Brandenburgerin, die vorübergehend das Landleben der Großstadt Berlin vorzieht, hatte starke Meinungen und gute Tipps zu aktuellen, internationalen Filmen und Fernsehserien.

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Verlagstext: Angelika Klüssendorf erzählt von einem jungen starken Mädchen, das sich herausarbeitet aus allem, was sie umgibt und niederhält: die tyrannische Mutter, die autoritären Lehrer, der bürokratische Staatsapparat. Am Anfang scheint alles schon zu Ende zu sein: Der Vater trinkt und taucht nur sporadisch auf, die Mutter lässt ihre Wut an den Kindern aus, die Klassenkameraden meiden das Mädchen, der jüngere Bruder kapselt sich völlig ab. Und doch gibt es eine Kraft, die das Mädchen trägt. Die Bilder aus „Brehm’s Tierleben“, die sie bewundert, der Traum vom kleinen Haus mit Garten auf dem Lande, Grimms Märchen. Und immer wieder Menschen, die ihr etwas bedeuten und die sie halten. Eines hat sie gelernt: Man muss sich holen, was man braucht.

Buchtipp von Angelika Klüssendorf: „Lügen über meinen Vater“ von John Burnside (Knaus)

Angelika Klüssendorf: Das Mädchen. Kiepenheuer & Witsch 2011. 182 Seiten. 18,99 Euro.