Die Journalistin Ruth Hoffmann hat sich fünf Jahre einem Thema der DDR-Geschichte gewidmet, das bislang weitgehend „unbeackert“ ist. Herausgekommen ist ein bedrückendes Sachbuch über das Leid, dem Kinder von offiziellen Mitarbeitern der Staatssicherheit ausgesetzt waren: Geheimniskrämerei in der Familie, Gewalterfahrungen und die Angst, vom Vater verstoßen zu werden. Die Autorin erzählt, wie sie ihre Gesprächspartner zu diesem höchst sensiblen Thema gefunden hat und wie diese Menschen heute mit ihrer Vergangenheit, für die sie nichts können, umgehen.

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Verlagstext: Dass der Staatssicherheitsdienst der DDR die Menschen in Ostdeutschland umfassend observierte, kontrollierte und schikanierte, ist bekannt. Weitgehend unbekannt ist, in welchem Maße das Klima aus Misstrauen, Angstund Kontrolle auch die eigenen Familien der Stasi-Mitarbeiter betraf. Die Journalistin Ruth Hoffmann zeigt auf der Grundlage zahlreicher Interviews und intensiver Recherchen erstmals, wie sich die beklemmende Atmosphäre der Totalüberwachung auf den Familienalltag der Stasi-»Hauptamtlichen«, vor allem auf die betroffenen Kinder ausgewirkt hat. Was wussten, was ahnten diese Kinder von der Tätigkeit ihrer Eltern? Welche Auswirkungen hatte deren geheime Mission auf das Familienleben? Wie gingen sie mit der Tatsache um, dass ihr Vater bei der Stasi war? Diesen Fragen geht Ruth Hoffmann in ihrem bewegenden Buch nach. Ausführlich kommen Betroffene zu Wort. Dabei wird deutlich, wie nachhaltig diese Kinder von der Stasi-Tätigkeit eines Elternteils oder Familienmitglieds geprägt wurden. Von Verdrängung über den Bruch mit den Eltern bis zu schweren psychischen Störungen reichen die Folgen. Es ist Ruth Hoffmanns Verdienst, dieses leidvolle Thema auf behutsame Weise öffentlich zu machen.

Buchtipp von Ruth Hoffmann: „Ab jetzt ist Ruhe: Roman meiner fabelhaften Familie“ von Marion Brasch (S. Fischer)

Ruth Hoffmann: Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat. Propyläen 2012. 320 Seiten. 19,99 Euro.