das haus ullstein, geoffrey layton, interview lounge, britta behrendt, kerstin carlstedtEin Mann rettet sich 1939 mit zehn Reichsmark in der Tasche nach New York. Er schlägt sich als Nachtportier durch und schreibt in den einsamen Stunden die Geschichte seiner Familie auf. Der Mann heißt Hermann Ullstein und die Geschichte seiner Familie ist die eines einzigartigen Aufstiegs und Unterganges eines Medienimperiums. Sein Vater baut mit seinen fünf Söhnen aus einem Papierhandel ein Verlagshaus (Berliner Zeitung, Berliner Morgenpost, Vossische Zeitung, Querschnitt und viele mehr) von bis dahin ungekanntem Einfluss auf. Ullstein ist ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bahnbrechend innovativ in Sachen Zeitungsvertrieb, Bildjournalismus und Marketing. Umso rätselhafter bleibt die Frage, wie ein solches Unternehmen die Zeichen der Zeit so falsch lesen konnte, dass sich die (jüdische) Familie Ullstein 1934 enteignen ließ und der Verlag beinahe widerstandslos von den Nationalsozialisten übernommen wurde. Der aus der Erinnerung aufgeschriebene Bericht des früheren Miteigentümers Hermann, „Das Haus Ullstein“, beschreibt die Versuche, den Verlag zu retten. Sein Neffe Geoffrey Layton, Urenkel des Ullstein-Gründers Leopold, hat das Buch zurück ins Deutsche übersetzt. Der Regisseur, der eigentlich für Luc Body arbeitet und Opern inszeniert, sprach mit Britta Behrendt über das Vermächtnis seiner Familie.

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Verlagstext: In seiner lebendigen Chronik der Jahre 1858 bis 1939 schildert Hermann Ullstein die frühe Geschichte des Ullstein Verlags – von seinem Aufstieg zu Europas größtem Verlagshaus bis zur Enteignung der Familie Ullstein durch die Nazis. Januar 1933: Hermann Ullstein ist gerade mit seiner Familie auf dem Berliner Presseball, als die Nachricht einschlägt wie der Blitz, dass Hitler von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde. Er weiß, was das bedeutet: das Ende für seine Familie in Deutschland – und das Ende des größten deutschen Verlages. Immer stärker werden fortan die Repressionen gegen Juden und politisch Andersdenkende, immer spürbarer wird die Unterdrückung der freien Presse. Schließlich wird der Ullstein Verlag 1934 enteignet. Mit zehn Reichsmark in der Tasche verlässt Hermann Ullstein 1939 das Land und emigriert nach New York, wo er seine Erinnerungen niederschreibt.

Lesung: Geoffrey Layton liest aus „Das Haus Ullstein“

Buch-Tipp von Geoffrey Layton: „Neun Erzählungen“ (Nine Stories) von J. D. Salinger, neuübersetzt von Eike Schönfeld, Kiepenheuer & Witsch 2012

Hermann Ullstein/ Geoffrey Layton: Das Haus Ullstein. Ullstein Hardcover 2013. 304 Seiten. 22,99 Euro