Zwar nicht über den Dächern von Nizza, aber immerhin über den Dächern von Hamburg-Hoheluft trafen wir den Krimiautor Frank Schulz im siebten Stock seiner Arbeitswohnung. Wer kann es ihm verdenken, dass er sich bei dem herrlichen Blick auf den Fernsehturm, die Grindel-Hochhäuser und den ehemaligen Wasserturm im Schanzenpark mehr inspiriert fühlt, als in seinem eigentlichen Zuhause, wo ihn die vierköpfige Familie, die über ihm wohnt, mit „Trittschall“ mürbe macht? Im Korridor hängt eine ausgestopfte Ente an der Wand, ein Geschenk von Schriftsteller-Kollegin Karen Duve. Das passt doch zu dem Meister, der die Groteske liebt.

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Verlagstext: Bühne frei für Onno Viets! Es gab Svevos Zeno Cosini, es gab Loriots Herrn Lohse, es gab Henscheids Herrn Jackopp und den Dude in The Big Lebowski. Und bald gibt es Onno Viets! Was passiert, wenn einer wie Onno Viets zum ersten Mal in seinem Leben eine richtig gute Idee hat? Onno, Mitte 50, Hartz IV-Empfänger, Noppensockenträger und ungeschlagener König einer Hamburg-Eppendorfschen Pingpong-Runde, bekennender Nicht-Schwitzer, leicht phobisch, hat das Finanzamt im Nacken, den Geburtstag seiner Frau Edda vor Augen und eine Eingebung aus dem Fernsehen: Er wird Privatdetektiv!

Was passiert, wenn ein Autor wie Frank Schulz zum ersten Mal in seinem Leben seine wild wuchernde Phantasie und Sprachlust mit der spannungsgeladenen Handlung eines Thrillers kombiniert? Schafft der Leser nicht, das Buch rechtzeitig zuzuschlagen, wird er hineingerissen in einen Strudel aus Verrat und aberwitzigen Dialogen, Hochspannung und unvergesslichen Figuren, Situationskomik und abgründigen Milieustudien.

Buchtipp von Frank Schulz: „Sand“ von Wolfgang Herrndorf (Rowohlt)

Frank Schulz: Onno Viets und der Irre vom Kiez. Galiani Verlag 2012. 366 Seiten. 19,99 Euro.