steiners geschichte, constantin göttfert, britta behrendt, interview lounge, kerstin carlstedtBald wird niemand mehr einen schlesischen, ostpreußischen oder karpatendeutschen Zungenschlag erkennen können. Das Schlaflied der Grossmutter wird zur fernen Erinnerung, die Flechtfrisur der Karpatendeutschen untergegangenes Kulturgut. Die Generation der im Zuge des Zweiten Weltkrieges vertriebenen Deutschen stirbt langsam aus. Da schreibt ein junger Österreicher einfach einen Vertriebenenroman und setzt so ein altes Thema, das nur noch die Ewiggestrigen zu bewegen scheint, in neues Licht. Britta Behrendt traf Constantin Göttfert in Amsterdam und sprach mit ihm über „Steiners Geschichte“ und darüber, ob ein Beziehungsende vielleicht auch als Happy End durchgehen könnte.

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Verlagstext: Ina Steiner ist schwanger, aber kurz vor der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter bittet sie Martin, den Erzähler in Constantin Göttferts neuem Roman, um eine Auszeit. Ihr Großvater Steiner ist gestorben und hat sie mit zu vielen offenen Fragen zurückgelassen. Ina ist an der March, im österreichischen Grenzgebiet zur Slowakei, aufgewachsen, aber ihre Familie sind Karpatendeutsche, Vertriebene, die in Österreich nie heimisch geworden sind und nicht heimisch werden wollten. Die Vergangenheit liegt wie ein großer, alles erdrückender Schatten über dem Leben von Jahrzehnten, über der Familie, die daran zerbricht. Ina macht sich auf die Suche nach der Herkunft ihrer Familie in der heutigen Slowakei und Martin folgt ihr nach, auf eine Reise in die Vergangenheit und die Gegenwart von Ost und West, Tätern und Opfern, Verlierern und Gewinnern nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. In diesem großen Roman erzählt Constantin Göttfert präzis und dicht, atmosphärisch und spannend, mit einem Sinn für das groteske Detail von Schuld und Vertreibung, von Leid und Verrat, von ungesühnten Verbrechen und dem Überleben und davon, wie eine Gegenwart erst möglich ist, wenn der Schatten der Vergangenheit verfliegt.

Buch-Tipp von Constantin Göttfert: „Die versprengten Deutschen. Unterwegs in Litauen, durch die Zips und am Schwarzen Meer“ von Karl-Markus Gauss (Zsolnay Verlag)

Constantin Göttfert: „Steiners Geschichte“ C.H. Beck 2014. 479 Seiten. 19,95 Euro

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